In diesem Artikel erklären wir dir was unserer Meinung nach die 5 wichtigsten Fähigkeiten eines Agile Coaches sind und wie diese einem Unternehmen helfen.
Eine grundlegende Fähigkeit, die ein jeder Agile Coach mitbringen sollte ist, dass er holistisch denken können sollte. Denn all zu oft besteht die Gefahr, dass wir, trotz des Wissens über Silos und was diese für Nachteile mit sich bringen, lokal optimieren. Sei es für ein spezielles Team oder einen speziellen Bereich, in dem wir nun mal gerade tätig sind.
Dieses Verständnis des Gesamtsystems ist für einen Scrum Master schon sehr wichtig und für einen Agile Coach noch viel wichtiger. Ich weiß, die Definition von Agile Coach ist sehr unterschiedlich von Firma zu Firma und kann daher hier eventuell zu unterschiedlichen Meinungen führen. Schreib also gerne einen Kommentar, wenn du anderer Meinung bist und was deine Definition eines Agile Coaches ist 🙂 .
Daher müssen wir wissen, dass es durchaus sein kann, dass eine Änderung in einem Prozess oder in der Art der Zusammenarbeit für das eine Team, den einen Bereich sehr logisch und sinnvoll klingt, für einen anderen Bereich aber ein neues Impediment/Problem darstellen kann.
Ein Grund hierfür kann z.B. fehlendes technisches Wissen sein oder nicht unterstütztes Tooling.
Die Schwierigkeit hierbei liegt darin, dass wir als Agile Coaches diese eventuell versteckten Themen aufdecken müssen, um als holistisches System voran zu kommen.
So haben wir es schon erlebt, dass eine gewisse Verantwortlichkeit vehement von einem Teammitglied eines anderen Teams abgelehnt wurde, bis wir herausgefunden haben, dass ihm einfach Zugriffsrechte und Erfahrung mit einem bestimmten Tool fehlten. Sobald wir das verstanden hatten und gelöst hatten (was dann am Ende das kleinste Problem war) war die Verantwortlichkeit selbst kein Problem mehr und es hat sich dadurch auch die Zusammenarbeit der beiden Teams deutlich verbessert.
Diesen Punkt könnte man sicher auch mit dem ersten Punkt der holistischen Denkweise kombinieren, da er aber sehr wichtig ist, wollen wir ihn hier einzeln darstellen.
Dies ist ein Punkt, der vor allem bei der Skalierung eines Frameworks sehr entscheidend ist. Denn gerade wenn mehrere Teams gemeinsam an einem Produkt arbeiten, passiert es häufig, dass mehrere Teams das gleiche Problem haben und man dann mehr verbessern kann, wenn man dieses gemeinsame Problem löst.
Falls du noch mehr über Skalierung wissen willst schau unbedingt unseren Artikel dazu an 😉 .
Daher ist es – unserer Meinung nach – trotzdem sehr wichtig, dass ein Agile Coach die Fähigkeit hat, Muster zu erkennen und weiter eng mit den Teams zusammenarbeitet. Arbeitet man nur mit einem Team zusammen, so kann es sein, dass man dieses Muster nicht sieht und dann unterschätzt. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass jeder möglichst viele Teams haben soll, denn wir wissen selbst, dass es kaum möglichst 4 Teams zu betreuen (eine gute Grenze unserer Meinung sind 2 Teams 😉 ). Hier ist dann der offene und regelmäßige Austausch untereinander, als zwischen Scrum Mastern und Agile Coaches, z.B. in Communities of Practice (CoP), sehr wichtig, um diese Muster zu erkennen und aufzudecken. Aber auch Umfragen in dem gesamten Bereich können sehr hilfreich sein, um solche Probleme aufzudecken.
Typische Beispiele für solche Muster sind z.B. Probleme in den CI/CD-Pipelines oder allgemein in der Plattform, die die Entwickler nutzen. Aber auch in der Zusammenarbeit mit anderen (eventuell externen) Teams. Diese Muster gilt es dann aufzudecken und effektiv zu lösen.
Ein guter Agile Coach kann auch die Teams und alle weiteren Rollen im Unternehmen motivieren und für das Thema Agile begeistern. Das ist wichtig, da alle Teams unweigerlich durch die Phasen von Tuckman gehen werden.
Gerade in der Phase des Stormings ist es extrem wichtig, als Agile Coach das Team motivieren zu können und zeigen zu können, was wurde bereits erreicht und warum machen wir das alles bzw. was ist das Ziel. Die entsprechende Unterstützung des Managements ist hier natürlich sehr hilfreich. Z.B. in Form einer klaren Vision und End-2-End Verantwortung eines Produkts für das Team.
In diesem Zuge wollen wir auch unbedingt klarstellen, dass eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Agile Coaches die eines Vorbilds ist. Wenn wir es als Agile Coaches nicht schaffen das vorzuleben, was wir eigentlich vertreten, dann werden wir entweder scheitern oder nicht den gewünschten Erfolg erzielen.
Das macht die Rolle sehr schwer, da wir in jeder Situation auch ein Vorbild sein müssen. Das bedeutet, z.B. wenn man etwas nicht weiß, das auch offen zuzugeben oder nachzufragen. Oder wenn man eine vermeintlich geniale Idee hat und diese Verworfen wird, das nicht persönlich zu nehmen, sondern motiviert weiter zu arbeiten und daraus zu lernen. So ist es uns auch schon passiert, dass wir eine Verbesserung für die Teams vor dem Management nicht so vortragen konnten, dass diese das Problem und seine Konsequenzen verstanden haben. Dann muss man sich aber auch im Klaren sein, dass es entweder wirklich kein soo großes Problem ist, dass die Person mit der man gesprochen hat eventuell selbst nicht den nötigen Einfluss hat (das aber eventuell nicht sagt oder sagen kann) oder man einfach selbst das Problem ist und das Thema einfach nicht gut genug präsentiert hat. Und an diesem Punkt gilt es dann die Ursache herauszufinden und daraus zu lernen.
Das verlangt natürlich sehr viel Disziplin und Motivation für den Job und das Verständnis aller, dass Agile Coaches auch nur Menschen sind und auch Fehler machen oder sich mal angegriffen fühlen und das auch dürfen. Wir als Agile Coaches haben zwar sehr viel Erfahrung mit vielen Problemen, aber kennen sich nicht alles und da jedes Unternehmen ganz anders ist, ist auch nicht garantiert, dass eine Lösung bei der nächsten Firma wieder funktioniert. Dieses Versprechen kann eigentlich niemand geben.
Darum baut Agilität grundlegend auf Empirie auf.
Viele Fehlentscheidungen, die wir miterleben durften sind einfach aus dem Grund getroffen worden, dass man kurzfristige Ziele über langfristigen Erfolg stellt.
Diese Fähigkeit langfristig zu denken und diese, meist schwerer zu erreichenden Ziele und deren Vorteile hervorheben zu können, ist eine extrem wichtige Fähigkeit eines Agile Coaches. Hier unterscheidet sich unserer Meinung nach auch ein Agile Coach von einem sehr guten Agile Coach.
Hier gilt es für die langfristigen Interessen des Unternehmens und der Teams einzustehen und klar darstellen zu können, was die Konsequenzen bestimmter Entscheidungen sind.
Ein häufiges Beispiel was wir hier sehen ist z.B. die Aufmerksamkeit für die CI/CD. Dann hört man z.B. Sätze wie „Das läuft doch gerade.“ und bekommt dann keine Zeit mehr der Entwickler sich darum zu kümmern. Aber wie bei allem muss auch eine CI/CD kontinuierlich verbessert und angepasst werden, sonst häuft sich auch hier Technical Debt an. Der hier sehr weitreichende Folgen haben kann (sogar soweit, dass ein oder sogar alle Teams nicht weiter entwickeln können bzw. keine Features liefern können).
Technical Debt und Refactoring sind zwei weitere typische Fälle, in denen eine kurzfristige Entscheidung meist langfristig sehr schwerwiegende Probleme macht. Natürlich muss hier aber auch immer abgewogen werden und das ist natürlich nie eine einfache Entscheidung.
Gerne wird auch das Thema Chaos Engineering unterschätzt. „Warum soll ich jetzt etwas kaputt machen bzw. testen, was kaputt gehen kann, solange alles läuft?“ Die einfache Antwort hierauf ist, dass ich mir dann den Zeitpunkt und den Impact wählen kann und ich weiß, dass ich niemand nachts aus dem Bett klingeln muss und der Service stundenlang nicht verfügbar ist.
Dieses Infinite Mindset, wie es Simon Sinek nennt ist eine ganz wichtige Fähigkeit eines Agile Coaches.
Wie Simon Sinek sagt ist dieses Infinite Mindset für alle Leader extrem wichtig. Und da der aktuelle Scrum Guide 2020 jetzt (unserer Meinung nach) richtig sagt, sind Scrum Master und damit auch alle Agile Coaches True Leader.
Wir brauchen also ein Infinite Mindset und das bedeutet langfristigen Erfolg über kurzfristige Vorteile zu stellen.
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Zum Schluss haben wir uns noch die wichtigste Fähigkeit eines Agile Coaches aufgehoben.
Es geht darum ein Verständnis für Ursache und Wirkung zu haben und sich immer zu Fragen, ob etwas anderes (das ich vielleicht sogar schon kenne, nicht das eigentliche Problem sein könnte.
Wie erkennt man, dass man nur ein Symptom gelöst hat und nicht die Ursache? Ganz einfach. Das Symptom kommt immer wieder, solange wir die eigentliche Ursache nicht gelöst haben. Es kann natürlich sein, dass das Symptom dann ein bisschen anders aussieht aber die Ursache ist die gleiche.
Das ist wie wenn wir zum Arzt gehen und Rückenschmerzen haben und wir Schmerzmittel verschrieben bekommen. Dann haben wir zwar das Symptom (Rückenschmerzen) gelöst für eine gewisse Zeit, aber es wird immer wieder kommen, da wir das grundlegende Problem, die Ursache für die Rückenschmerzen (z.B. eine muskuläre Schwäche oder eine Fehlhaltung oder eine schlechte Büroausstattung), nicht gelöst haben.
Genau das gleiche passiert auch im Alltag eines Agile Coaches bzw. Scrum Masters sehr häufig.
Lasst uns ein Beispiel betrachten – Story Time 😀 :
Das Team beschwert sich über zu viele Meetings. Klarer Fall. Also schauen wir, was wir für Meetings haben und stellen fest, dass die Scrum Events regelmäßig aufkommen und man da ja immer Zeit sparen könnte, wenn man z.B. das Planning kürzer macht oder nur jedes 2. Daily macht. Spätestens hier sollte man merken, dass das nicht das eigentliche Problem sein kann. Und die Antwort warum wir diese Events brauchen sollte nicht lauten: „Weil es im Scrum Guide steht.“ 😉 . Ok wir suchen als nach dem eigentlichen Problemen und uns fällt auf, dass das Team ganz viele verschiedene Themen hat. Wir gehen also zum Product Owner und sagen, dass er klarer priorisieren muss. „Das geht aber nicht, da wir Item A für Team X liefern müssen und Item B für Team Y. Wenn wir das nicht liefern können die nicht weiterarbeiten.“ Nun sind wir in der Zwickmühle, dass wir zwar Wert generieren müssen, aber durch die vielen Meetings kaum Zeit haben an einem Thema zu arbeiten (hier hätte ein Infinite Mindset zu einem früheren Zeitpunkt sicher viel geholfen 😉 ). Hier gibt es nun verschiedene Ursachen für das Problem:
Du siehst also, dass das eine der schwersten Fähigkeiten ist, die es gilt als Agile Coach zu erlernen und benötigt sehr viel Disziplin und Motivation. Hat man dann allerdings einen Agile Coach, der diese Fähigkeit mitbringt, so tut man sehr gut daran, diese Person zu fördern und dieser Person Verantwortung zu übertragen. Das heißt natürlich nicht, dass diese Person auf einmal unfehlbar geworden ist 😀 .
Der Mehrwert eines guten Agile Coaches liegt darin, genau diese Probleme zu kennen und zu wissen, dass so etwas viel öfter auftritt, als man das vielleicht denken mag. Das heißt nicht, dass er immer die fertige Lösung parat hat (du hast ja gesehen, dass das Probleme sehr vielschichtig sein kann), aber er achtet auf genau diese Probleme und hat die Fähigkeiten diese zu finden und transparent zu machen, um sie dann mit einer geeigneten Methode zu lösen.
Er oder Sie liefert daher genau das was das Unternehmen benötigt um sich langfristig und nachhaltig in die richtige Richtung weiterzuentwickeln.
Du siehst, dass die Rolle eines Agile Coaches sehr komplex ist und es viele Herausforderungen auf dem Weg zu einem guten Agile Coach gibt und dass dazu auch sehr viel Disziplin und Motivation gehört. Aber der Weg lohnt sich, wenn man sieht wie erfolgreich ein Unternehmen sein kann, mit dem richtigen Coaching oder wenn die Teams dankbar dafür sind, dass du für sie da bist 😉 .
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In der nächsten Folge erklären wir dir, was für Fähigkeiten in einer DevOps Umgebung wichtig sind und benötigt werden.
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